24.06.2025
Kreta, ein Kontinent auf einer Insel
4-teilige Reise
Komm auch du mit und lass dich von uns für einen Augenblick in den Raum zwischen den Zeilen entführen. Entdecke mit uns die vielfältigen Eindrücke einer wunderbaren Reise durch Kretas Wilden Westen. Dazu schließ deine Augen und atme tief durch! Lausche dem Klang der Stille, spüre die wilde Natur und erahne den Geist der allgegenwärtigen Freiheit! Auf Kreta ist Freiheit nicht nur ein Wort. Auf Kreta fühlst du Freiheit. Atmest sie. Freiheit ist der Kreter höchstes Gut.
Die Sfakia im Südwesten der Insel war viele Jahre eine Enklave der Freiheit. Die Natur ist hier wilder, der Geist der Bewohner unbezwungener. Die Sfakia, sanft umspült vom Libyschen Meer, ist Heimat eines Volkes, dessen Gastfreundschaft sprichwörtlich ist.
Gleichzeitig ist Kretas „Wilder Westen“ mehr als nur die Sfakia. Er hat viele Facetten: zerklüftete Landschaften, wilde Berge, fruchtbare Ebenen, aber auch verwunschene Orte, paradiesische Lagunen und kulturgeschichtliche Zeugnisse längst vergangener Zeiten.
Wir erkundeten den Westen Kretas sternförmig von zwei besonderen Standorten aus:
Chania
In der ersten Woche verweilten wir in Chania im Nordwesten der Insel, direkt am Kretischen Meer. Unser Hotel Halepa liegt im gleichnamigen historischen Stadtteil, nur wenige Minuten vom Zentrum Chanias entfernt. Die ehemalige britische Botschaft vereint den Charme und die Persönlichkeit vergangener Zeiten mit den Annehmlichkeiten der Moderne. Hier, inmitten einer reichen Geschichte, erwartete uns im Hotel Halepa eine warme und persönliche kretische Gastfreundschaft. Für uns war es der ideale Ausgangspunkt, um sowohl die Stadt als auch den gesamten Nordwesten der Insel bequem zu erkunden.
In der ersten Woche erwartete uns jeden Morgen das herrliche Frühstück unseres charmanten Hotels Halepa – ein Genuss, den wir entweder im idyllischen Garten oder hoch oben auf der sonnigen Dachterrasse erleben durften. Während unserer Entdeckungsreise durch Kretas Wilden Westen ließen wir uns in ausgewählten Tavernen entlang des Weges von der kretischen Küche verzaubern und genossen gemeinsam die ein oder andere kulinarische Offenbarung.
Chora Sfakion
In der zweiten Woche ging es ans Libysche Meer nach Chora Sfakion im Südwesten der Insel. Wir wohnten im Sofia’s Lovely Rooms, einem aufmerksam und mit Liebe zum Detail geführten kleinen persönlichen Boutique-Hotel mit einem zauberhaften versteckten Garten. Von dort waren sowohl der alte Hafen von Chora Sfakion mit seinen Cafés und Tavernen als auch der wunderschöne Vrissi-Strand in etwa 2 Minuten fußläufig zu erreichen. Gleichzeitig war es der perfekte Ausgangspunkt, um den unerschlossenen Südwesten Kretas mit seiner atemberaubenden, wilden und unberührten Natur zu erkunden: zerklüftete Schluchten, abgeschiedene Dörfer, weite Blicke über das Meer bis hinunter zur libyschen Küste.
Die Vormittage begannen ganz frei – jede und jeder nach dem eigenen Rhythmus. In unseren Zimmern fanden wir alles für ein schlichtes Frühstück: Tee, Kaffee, Zwieback, Marmelade, Honig, Wasser und Saft. Wer mochte, holte sich frisches Obst, Joghurt oder Gebäck aus dem Supermarkt nebenan oder von einer der beiden nahegelegenen Bäckereien. Und dann wählten wir unseren Platz: vielleicht den Balkon, wo die ersten Sonnenstrahlen den Tag streichelten, oder den stillen Garten, in dem sich Vogelgezwitscher und Blütenduft miteinander vermischten. Manche zog es in die kleinen Tavernen am Hafen – wo das Frühstück nach Meer, Sonne und kretischer Lebensart schmeckte.
Unsere Hauptmahlzeit am Tag erlebten wir gemeinsam – irgendwo unterwegs, in einer Taverne mit Blick aufs Wasser oder in einem Bergdorf mit Geschichten, die durch die Gassen wehten. Diese Tage waren erfüllt von Begegnungen, Geschmack, Stille und Freiheit – genau so, wie wir es uns gewünscht hatten.
Unser Seminarprogramm
Inspiriert von der Vielfalt der Tänze ganz Griechenlands ließen wir uns in unseren Seminareinheiten insbesondere von der Tanztradition der Insel inspirieren, drückt sie doch heute wie früher das Lebensgefühl der Kreter aus. Die Musik wird von den schlichten, rauen und stetig treibenden Klängen der kretischen Lyra bestimmt. Die mystischen Klänge der Insel sind Ausdruck der tief verwurzelten Identität eines heimatverbundenen Volkes.
Es sind diese ganz besonderen Klänge, die es vermögen uns mitzureißen, zu packen, uns ganz anzufüllen mit Kreta, dem Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit. Die kretischen Tänze sind oft schnell und verbinden die Elemente der bewegten See und der wilden Natur der kretischen Berge. Zum Ausgleich tanzten wir langsame Tänze zur Liebeslyrik der Kreter.
Gemeinsam tauchten wir in die spirituelle Dimension der uralten Rhythmen und Melodien ein und tanzten uns entlang der Tanzstraßen auch auf die Nachbarinseln Kretas. Gleichzeitig erfuhren wir mehr über den mythologischen, historischen und kulturellen Hintergrund der traditionellen griechischen Lieder und Tänze.
Unsere Seminareinheiten fanden im Freien statt und waren in das umfangreichen Reiseprogramm eingebettet. Sie richteten sich in ihrer Art und Dauer nach den jeweiligen Orten und Gegebenheiten und verbanden sich harmonisch mit unseren Natur- und Kulturerfahrungen auf unseren Ausflügen.
In der zweiten Woche fanden unsere Seminareinheiten auf einer großzügigen Dachterrasse statt. Hoch über den Dächern des Ortes mit Blick nach Süden auf das Libysche Meer fanden wir dort viel Raum für Ausdehnung und Entfaltung.
Geschichte & Geschichten zwischen gestern & heute
Gleich zu Beginn unserer Reise tauchten wir in die faszinierende Geschichte Chanias ein – und damit auch in die bewegte Vergangenheit Westkretas. Nur wenige Schritte von unserem Hotel entfernt liegt das neue Archäologische Museum von Chania, das seit 2021 in einem modernen, eigens dafür erbauten Gebäude untergebracht ist.
Das Museum bietet einen Panoramablick auf Chania und erlaubt einen umfassenden chronologischen Einblick in das soziale, administrative, religiöse, kommerzielle und alltägliche Leben der Region. Doch was diesen Besuch besonders machte, war Maria – eine exzellente Archäologin und zugleich eine warmherzige, lebendige Erzählerin. Mit großer Leidenschaft und spürbarem Fachwissen nahm sie uns mit auf eine Reise durch die Jahrtausende: von der Frühgeschichte bis zur römischen Besatzung.
Mehr als 3.500 Ausstellungsstücke wurden unter ihren Erklärungen lebendig – als hätten wir den Alltag, die Rituale, den Handel und die Sorgen der Menschen selbst miterlebt. Sie erzählte nicht nur Fakten, sie schenkte uns Geschichten, Zusammenhänge, Bilder im Kopf – und ließ die Vergangenheit in uns weiterleben.
Chania - versteckte Plätze & verwinkelte Gassen
Nach diesem inspirierenden Auftakt führte uns Maria mitten hinein in die verwinkelten Gassen von Chania – eine Welt für sich, voller Atmosphäre, Geschichte und pulsierendem Leben.
Hier erwartete uns kein Stadtspaziergang im klassischen Sinn, sondern eine Entdeckungsreise mit offenen Sinnen. Wir schlenderten durch duftende Gassen, vorbei an alten Türen und charmanten Fassaden, hörten Geschichten von Händlern, Hafenarbeitern, Mönchen und Eroberern. Der venezianische Hafen, die mächtigen Arsenale, die Reste der Stadtmauer, ein vergessenes Minarett – alles bekam durch Maria eine Stimme und einen Platz im Jetzt.
Chania präsentierte sich uns als Stadt voller versteckter Winkel und bewegender Kontraste: orientalisch und europäisch, lebendig und getragen, offen und verwurzelt. Und wir hatten genügend Zeit, all das in unserem Tempo zu erkunden – sei es mit einem Kaffee am Splantzia Platz, einem Blick über die Dächer oder einem köstlichen Mahl in einer vergessenen Gasse.
Ein Tag, der uns mit Geschichte erfüllt hat – nicht aus Büchern, sondern aus Begegnung, Erleben und Erzählen.
Wir begaben uns auf eine spektakuläre Fahrt durch die Schlucht von Theriso am Fuße der Lefka Ori, der Weißen Berge. Der Weg führte uns weiter nach Omalos – eine Reise in eine andere Welt: ein Naturerlebnis besonderer Art mit fast kahlen, wild zerfurchten Berghängen, die immer wieder großartige Ausblicke auf die Nordküste freigaben. Hoch oben in den Weißen Bergen angekommen, fuhren wir unvermittelt über den Tellerrand hinaus – hinein in die flache, runde Hochebene von Omalos.
Über die weiten Ausläufer der Weißen Berge erreichten wir schließlich Sougia, einen bis heute beschaulichen Ort an der Südwestküste Kretas. Von dort aus erreichten wir auf einem kleinen Boot die Bucht von Lissos. Hier galt es allen Mut zusammenzunehmen und vom schaukelnden Boot auf bewegter See auf den Felsen an Land zu gehen. Für unseren Wagemut wurden wir alsbald belohnt, als uns nach nur wenigen Schritten die geschützte Bucht mit ihren antiken Schätzen aufnahm.
Versteckt und fast vergessen in der Zeit entdeckten wir eine antike Heilstätte, die uns mit ihrer stillen Würde empfing: Mosaike schimmerten im sanften Licht, und verwitterte Säulen erzählten von einem Ort, an dem Menschen einst Heilung suchten – für Körper und Seele. Asklepios, der Gott der Heilkunst, wurde hier verehrt, und bis heute scheint der Ort eine stille, tief wirkende Kraft auszustrahlen.
Wir verweilten in dieser Stille, lauschten den Geschichten der Steine und des Windes, der flüsternd durch die Bäume fuhr. Eine kleine Wanderung führte uns nach einem kurzen Anstieg aus der Bucht von Lissos über ein stilles Hochplateau durch ein schattiges Kiefernwäldchen und eine von Oleandern bewachsene kleine Schlucht zurück nach Sougia - ruhig, erfüllt, dankbar.
An diesem Tag machten wir uns auf den Weg in den äußersten Südwesten der Insel – dorthin, wo Kreta rau, weit und ursprünglich ist. Schon am Morgen spürten wir: Dieser Tag würde uns an besondere Orte führen.
Bei Marathokefala besuchten wir zunächst die Höhlenkirche des Hl. Johannes des Eremiten und konnten dort unter den wohlwollenden Blicken des Dorfpriesters einen Chaniotikos Syrtos tanzen, nur wenige Kilometer entfernt vom Geburtsort dieses zentralen kretischen Tanzes.
Weiter führte unser Weg durch die dicht bewachsene Schlucht von Topolia hinunter an die dramatisch zerklüftete Westküste. Schon von Weitem erblickten wir das Kloster Panagia Chrysoskalitissa, das wie ein weißer Wächter über dem Felsen thront und uns herrliche Ausblicke entlang der wilden, zerfurchten und spärlich besiedelten Westküste gewährte.
Später, im äußersten Südwesten Kretas angekommen, entdeckten wir das kleine Städtchen Paleochora – eingebettet in das endlose Blau des Libyschen Meeres. Hier verschmelzen Mensch und Natur in einer zeitlosen Symbiose. Auf einer schmalen, vom Meer umspülten Halbinsel erbaut, liegt der Ort zwischen zwei malerischen Buchten: die eine sanft und sandig, die andere wild und kiesbedeckt. Jede von ihnen lädt ein zum Schwimmen, Verweilen und Loslassen. Paleochora – oft „die Nymphe des Libyschen Meeres“ genannt – hat sich nicht nur seine natürliche Schönheit bewahrt, sondern auch eine besondere Lebensqualität und das lebendige Echo einer langen Geschichte.
Wir ließen uns treiben – durch die Gassen des Ortes, entlang der Uferpromenade, zum venezianischen Kastell oder direkt an den Strand. Manche von uns genossen ein Bad im glasklaren Wasser, andere tauchten ein in die besondere Atmosphäre des Ortes, der wie geschaffen scheint für kleine Fluchten aus dem Alltag.
Paleochora – sonnendurchflutet, warmherzig und voller Geschichte – schenkte uns Stunden des Ankommens, des Aufatmens und des Innehaltens.
Es war ein noch ruhiger Morgen, als wir am venezianischen Hafen von Chania an Bord gingen. Die Sonne nahm ihren Lauf und tauchte die Altstadt in ein sanftes Licht, und ein Hauch salziger Meeresluft kündigte einen ganz besonderen Tag an – voller Abenteuer!
Unsere Fahrt führte uns entlang der Nordwestküste hinaus zur Halbinsel Gramvousa. Mit jeder Meile, die wir uns von der Stadt entfernten, öffnete sich der Horizont – und das Meer wurde wilder, ungezähmter.
Unser erster Halt im äußersten Nordwesten der Insel: der Strand von Balos, eine Lagune von herausragender natürlicher Schönheit an der äußersten Spitze der Halbinsel Gramvousa, dem westlichsten Punkt Kretas. Das gesamte Gebiet wurde im Rahmen des Natura-2000-Programms zum Naturschutzgebiet erklärt, und seine Erhaltung hat für uns oberste Priorität.
Von dort setzten wir über zur kleinen Insel Gramvousa, wo wir die alte venezianische Festung ganz für uns allein hatten. Hoch oben, auf einem Felsen thronend, liegt sie wie ein stiller Zeuge vergangener Jahrhunderte – mit einem Panoramablick, der uns den Atem raubte.
Nach einem erfrischenden Bad im kristallklaren Wasser brachen wir auf in Richtung Kolymbari, südöstlich der Halbinsel Rodopou gelegen. Hier füllten wir unsere Abenteurer-Mägen bei einem vorzüglichen Mahl im kleinen Fischerhafen, um von dort den Weg in den Heimathafen von Chania anzutreten. Wir fuhren entlang der Küste vorbei an der Insel Theodorou, einem geschützten Rückzugsort für die vom Aussterben bedrohte kretische Wildziege „Agrimi“ (oder einfacher „Kri-Kri“).
Akrotiri, facettenreiche Halbinsel & Kloster-Trilogie
Auch an diesem Tag ließen wir die geschäftige Stadt hinter uns und fuhren hinaus zur Halbinsel Akrotiri – einem Ort, der bis heute jene stille Kraft bewahrt, die einst Einsiedler und Mönche anzog. Was früher ein abgelegener Rückzugsort war, ist heute eine bezaubernde Landschaft unmittelbar vor den Toren Chanias.
Unser erster Halt auf der Halbinsel Akrotiri führte uns zum Kloster Agia Triada – einem Meisterwerk venezianischer Baukunst und bis heute eines der bedeutendsten und wohlhabendsten Klöster Kretas. Das der Heiligen Dreifaltigkeit geweihte Kloster thront wie aus der Zeit gefallen inmitten von Olivenhainen. Die Symmetrie der Architektur, der Duft der Gärten, das Spiel von Licht und Schatten auf den alten Steinen – all das schenkte uns einen Moment tiefer Stille.
Nach einem kurzen Weg erreichten wir sodann das abgeschieden gelegene Kloster Gouverneto, wo unser Weg zu Fuß weiterging. Über einen alten Pilgerpfad, teils gepflastert, teils von der Natur zurückerobert, stiegen wir hinab durch eine felsige Schlucht – begleitet vom Zirpen der Zikaden und dem Echo unserer Schritte.
Nach etwa einer halben Stunde standen wir staunend vor den Ruinen von Katholiko, dem ältesten Kloster Kretas, tief versteckt und wie mit dem Fels verwachsen. Hier, wo einst Einsiedler lebten und Pilger Einkehr fanden, war noch etwas von jener Ursprünglichkeit spürbar, die Akrotiri zu einem spirituellen Rückzugsort gemacht hat.
Unser gemeinsames Essen genossen wir in Stavros, einem der Hauptdrehorte des berühmten Films Alexis Zorbas, während wir das Geheimnis des Syrtaki lüfteten und den traditionellen Wurzeln der legendären Filmmusik auf die Spur gingen.
Auf dem Rückweg machten wir Halt am Mahnmal der Freiheit und am Grab von Eleftherios Venizelos – einem der bedeutendsten Staatsmänner Griechenlands und Sohn der Stadt. Hoch oben auf dem Hügel Profiti Ilias gelegen, bietet dieser stille Ort einen majestätischen Blick über Chania, das tiefblaue Meer und die Ausläufer der Weißen Berge. Ein Moment des Innehaltens, erfüllt von Weite und Geschichte.
Historisches Halepa
An unserem letzten Tag in Chania machten wir uns zu Fuß auf einen ausgiebigen Spaziergang durch das historische Viertel Halepa, das in venezianischer Zeit das Herz der heutigen Stadt war. Halepa war auch der vornehmste Stadtteil der damaligen Hauptstadt Kretas und beheimatete ausländische Botschaften und prächtige Villen wohlhabender Kaufleute. Eleftherios Venizelos, der bedeutendste griechische Ministerpräsident und Staatsmann, wurde in Halepa geboren und wuchs dort auf. Noch heute ist Halepa aufgrund seines angenehmen Klimas eine beliebte Wohngegend.
Neben den vielen historischen Gebäuden stießen wir auf unserem Rundgang auch auf die „Tabakaria“ – die letzten noch erhaltenen Gerbereien der Stadt. Christos, einer der wenigen verbliebenen Gerber, unterbrach seine Arbeit und ließ uns eintauchen in die Welt dieses alten Handwerks. Mit dem beißenden Geruch noch in der Nase erreichten wir schließlich die kleine Kirche Agia Kyriaki, wo wir ein Tänzchen wagten – und das große Glück hatten, Eftychis und Nektarios Kostakis zu begegnen. Zwei herausragende Musiker, die uns mit ein paar eindrucksvollen Beispielen in die städtische Musikkultur Westkretas einführten: die Tabachaniotika – eine Klangwelt, die kretische städtische Musik mit Einflüssen Kleinasiens verbindet, geprägt von den Flüchtlingen der 1920er Jahre. So entstand eine Form des kretischen Rembetiko, authentisch gespielt von Nektarios auf dem Boulgari und unbeeindruckt von Südwind, Schwüle und Saharastaub gesungen von Eftychis – in seinem ganz eigenen, charakteristischen Stil.
Unser Transfertag wurde zu einem echten Naturerlebnis: Wir verabschiedeten uns vom Kretischen Meer im Norden und machten uns auf den Weg an die Südküste zum Libyschen Meer – mit einer Wanderung durch die eindrucksvolle Imbros-Schlucht als Herzstück der Tagesetappe.
Einst war dieser Weg die einzige Verbindung zwischen der abgeschiedenen Region Sfakia und dem Norden der Insel – und noch heute lässt sich die Ursprünglichkeit dieser Route spüren. Der Einstieg in die Schlucht ist sanft und erwartete uns in diesen Frühlingstagen mit einer einzigartigen Vegetation.
Zwischen schroffen Wänden und dem Lichtspiel der Baumkronen folgten wir einem alten Maultierpfad, der sich abwechselnd durch kiesiges Flussbett und felsigen Grund schlängelte. Wir durchstreiften Bergzypressenwälder, entdeckten Steineichen und sogar den seltenen Kretischen Ahorn – die Vielfalt der Vegetation und das stetige Spiel von Licht und Schatten machten diese Wanderung zu einem besonderen Erlebnis.
Die imposante Engstelle der Schlucht, wo sich die Felswände auf wenige Meter verengen, schenkte uns einen Moment des Staunens – hier schien die Natur selbst ein Monument geschaffen zu haben.
Am Ausgang der Schlucht wartete schon das südliche Kreta auf uns. Wir erreichten rasch das Dorf Chora Sfakion, wo wir herzlich in unserer neuen Unterkunft, den Sofia’s Lovely Rooms, empfangen wurden – ein kleines Paradies mit verstecktem Garten, nur einen Steinwurf vom Meer entfernt.
Ein Übergangstag, der mehr war als bloß ein Ortswechsel – vielmehr eine kleine Reise durch Kretas innere Landschaften.
Westlich von Chora Sfakion offenbart sich eine der eindrucksvollsten Landschaften Kretas: Die gewaltigen Steilhänge der Weißen Berge stürzen scheinbar direkt in das tiefblaue Libysche Meer – eine Szenerie von dramatischer Schönheit und wilder Ursprünglichkeit.
An Bord des kleinen Bootes von Kapitän Stavros glitten wir entlang dieser kaum erschlossenen Südküste, vorbei an schroffen Felsformationen, versteckten Buchten und kleinen Stränden, die nur vom Meer aus oder über schmale Pfade erreichbar sind.
Der unzugänglichste Teil der Sfakia, in dem auch der Nationalpark Samaria liegt, eröffnete sich uns in seiner ganzen archaischen Pracht. Während wir der Küstenlinie folgten, schenkte uns jeder Blick vom Boot aus neue Perspektiven auf die zerklüftete Landschaft, die sich dramatisch gegen das endlose Blau abzeichnete.
Wir machen Halt in Agia Roumeli, dem südlichen Ausgang der berühmten Samaria-Schlucht, und ließen die besondere Atmosphäre dieses abgelegenen Ortes auf uns wirken.
Weiter östlich erreichten wir den magischen Ort Marmara, wo weißes Gestein, türkisfarbenes Meer und Höhlen die Natur wie aus einem Traum erscheinen lassen.
Zum Abschluss dieses unvergesslichen Tages erreichten wir Loutro, ein kleines Paradies ohne Straßen, in das man sich nur zu Fuß oder übers Meer verlieben kann. Die weißen Häuser mit blauen Fensterläden schmiegen sich wie in einer Miniaturwelt an den Hang – ein stiller, fast entrückter Ort, der mit seinem besonderen Rhythmus und Charme verzaubert.
Hoch über Chora Sfakion breitete sich das weite, stille Plateau von Anopoli aus – ein Ort von herber Schönheit, mit grandiosem Blick auf die Weißen Berge. Am Dorfplatz erinnert das Denkmal des legendären Widerstandskämpfers Daskalogiannis an die stolze, freiheitsliebende Seele der Sfakioten.
Über die spektakuläre Vardinogiannis-Brücke erreichten wir das verlassene Dorf Aradena, das wie ein offenes Geschichtsbuch wirkt. Seine halb zerfallenen Natursteinhäuser erzählen von einem einstigen Leben in rauer, abgelegener Umgebung. Eine alte Kreuzkuppelkirche wacht noch immer über den Ort, und zwischen den Ruinen erahnt man die einstige Dorfgemeinschaft, deren Spuren langsam von der Natur zurückerobert – und teilweise liebevoll restauriert – werden.
Weiter führte uns der Weg nach Agios Ioannis, dem letzten mit dem Auto erreichbaren Bergdorf in den Weißen Bergen. Auf 775 m Höhe scheint hier die Zeit stillzustehen. Von dort aus wanderten wir auf einem alten, von Lesesteinmauern gesäumten Pfad durch einen lichten Wald aus Kretischen Zypressen und Kalabrischen Kiefern – begleitet vom würzigen Duft des Waldes und dem leisen Knistern der Stille.
Schließlich erreichten wir das Kliff von Selouda auf 540 m Höhe. Der Ausblick dort ist überwältigend: Tief unter uns liegt das Libysche Meer, seine Blautöne changieren je nach Sonnenstand, und in der Ferne erblicken wir Agia Roumeli – winzig klein, aber klar zu erkennen.
An diesem Ort, wo Himmel, Meer und Berge sich begegnen, hielten wir inne und ließen uns vom Zauber dieser Landschaft tragen, ehe wir den gleichen Pfad zurück nach Agios Ioannis nahmen.
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